Gerätemanagement in der Cloud

Ein Interview mit Dieter Hess, Inhaber und CEO der CODESYS Group, mit Günter Herkommer, Chefredakteur der Computer & Automation.

Die CODESYS Group stellt auf der SPS IPC Drives 2018 erstmals den kommenden 'Codesys Automation Server' vor. Wir sprachen hierüber mit Dieter Hess, einem der beiden Geschäftsführer.

Herr Hess, was genau verbirgt sich hinter dem ‚Codesys Automation Server‘?

Dieter Hess: Der CODESYS Automation Server ist die Industrie-4.0-Plattform der CODESYS Group, die im Endausbau ein serverbasiertes Gerätemanagement, gemeinschaftliches Engineering und Prozessdatenerfassung ermöglicht – entweder in der Cloud oder als Installation auf eigenen Servern. Die zugehörigen Schnittstellen sind nahtlos in das Entwicklungs- und Laufzeitsystem von CODESYS integriert.

Hier auf der Messe geben Sie den Startschuss – mit welche Features genau und wie sieht die weitere Roadmap aus?

Dieter Hess:Gerätemanagement ist die erste Funktion, die wir bereitstellen und die man hier auf der Messe sehen kann. Der Automation Server verwaltet dabei eine Liste aller aktiven Steuerungen eines Betreibers, die so genannten digitalen Zwillinge. Auf Basis dieser Liste unterstützt er Funktionen wie Massen-Inbetriebnahme und -update. Auch kann man lediglich mit einem Smartphone oder Tablet Steuerungen parametrieren oder austauschen. Die Entwicklungsumgebung ist dazu nicht notwendig. 2019 werden wir weitere Funktionen wie Benutzer- und Zertifikatsverwaltung zentral für alle angeschlossenen Steuerungen ergänzen. Im Anschluss daran kümmern wir uns dann um gemeinschaftliches Engineering – also um Funktionen wie zentrale Quellcode-Verwaltung, Testautomatisierung und Continuous Integration. Zu guter Letzt werden wir noch den Bereich Prozessdatenaufzeichnung abdecken.

Viele OEMs beziehungsweise Steuerungshersteller, die CODESYS verwenden, bauen mittlerweile ihre eigenen Cloud-basierten Service-Plattformen. Wo glauben Sie hier einen Mehrwert bieten zu können?

Dieter Hess: Als geräteunabhängiger Anbieter können wir Maschinenbauern und vor allem -betreibern heute schon eine systemübergreifende Softwareplattform anbieten. Der Automation Server baut diesen Mehrwert weiter aus. Auf der Messe können sich die Besucher selbst ein Bild davon machen: Viele Geräte unterschiedlicher Hersteller auf unserem Stand lassen sich im Server bequem per Browser verwalten. Und 2019 wollen wir nach Möglichkeit alle kompatiblen Geräte auf der Messe einbinden.

Maschinenbauer oder Betreiber haben in der Regel auch Steuerungen von unterschiedlichen Herstellern im Einsatz? Wie tragen Sie dem konkret Rechnung?

Dieter Hess: Der Automation Server ist dafür ausgelegt auch mit CODESYS-V2.3-Steuerungen – also Bestandsprodukten der letzten Generation – und sogar mit Fremdprodukten kommunizieren zu können. Die Umsetzung hierfür erfolgt im Edge-Gateway, das mehrere Steuerungen mit dem Automation Server verbindet. Der Funktionsumfang mit Fremdgeräten wird dabei zumindest das Applikations-Update und die Parametrierung der Steuerung umfassen.

Wollen beziehungsweise können Sie künftig alle denkbaren Funktionen selber entwickeln?

Dieter Hess: Unsere Lösung ist für die Erweiterung durch kundenspezifische Module sowie Drittanbieter-Module ausgelegt. Diese Geschäftspolitik verfolgen wir ja schon seit geraumer Zeit mit der CODESYS Automation Platform und unserem CODESYS Store. Analog dazu wird es ein Drittanbieter-Programm geben, das es Firmen ermöglicht, Erweiterungsmodule für den Automation Server anzubieten.

Für die CODESYS-Runtime bezahlen die Kunden bis dato nach dem Modell der Stückzahl-Lizenzen. Wie sieht das Bezahlmodell für den Automation Server konkret aus?

Dieter Hess: Wir planen eine Gebühr pro Steuerung und pro Monat sowie eine Grundgebühr pro Kunde und Monat. Wir betrachten gerade noch einige Use Cases und konkrete Erfahrungswerte von Kunden, bevor wir den endgültigen Preis festlegen.

Das Interview erschien am 28. November 2018 in "The Official Daily" auf der SPS IPC Drives 2018.

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